Ich war noch nie am Atlantik und wahrscheinlich liegt es daran, dass ich darauf nicht vorbereitet war: das Wellenspektakel in Biscarosse-Plage! Dank der Facebook-Empfehlung von Jana bin ich an diesem Ort gelandet. Zwar nicht genau auf dem empfohlenen Parkplatz – der war mal wieder höhenbeschränkt – aber auf einer sehr guten Alternative für 14,50 € in der Hauptsaison! Mitten im Pinienwald und nur ca. 300 Meter bis zum Strand:






Den haben wir natürlich auch gleich aufgesucht… Was soll ich sagen – ich war überwältigt von den Wellen, dem Sound und der Weite 🙂
Obwohl ich bislang ja immer an der Küste war, habe ich solche Wellen noch nicht erlebt! Kein Wunder, dass der Ort als Surferspot bekannt ist. Zuerst hatte ich ein bisschen Angst um meinen (manchmal) etwas tolpatschigen Hund – aber Baghira hatte ebenfalls Respekt vor den Wellen. Am beeindruckendsten war für mich, wie schön sich die Wellen brechen und dabei einen Tunnel bilden, der sich dann langsam von rechts nach links (oder umgekehrt) weiter fortsetzt und dass sie zwar ein paar Meter entfernt gefühlt fast zwei Meter hoch waren, dann aber flach auslaufen, so dass man gefahrlos am Ufer entlangspazieren kann. Dementsprechend konnten die Kiter auch nur ca. 5-10 Meter vom Strand entfernt durchs Wasser zischen und die Surfer auf die perfekte Welle warten:











Das Wetter an diesem ersten Tag war nicht so berauschend, auf dem Rückweg vom Erkundungsgang in den Ort Biscarosse-Plage habe ich das Unheil kommen sehen – eine riesige schwarze Wolkenfront, die nach nichts Gutem aussah. Wir konnten uns mit einem anderen Ehepaar gerade noch in die Surfbar retten, bevor das Spektakel losging – allerdings war die Stimmung sehr eindrucksvoll und fotogen:




Das Wetter am nächsten Tag war schon deutlich besser, so dass wir mit Sponnenschirm bewaffnet zum Sonnenbaden aufbrechen konnten. Aber was war das? Pünktlich am Nachmittag tauchte eine ganz ähnliche Wolke wie am Tag zuvor auf! Also nichts wie rasch alles eingepackt und ab zum Camper. Hat auch geklappt und nach 20 Minuten war die Wolke durch…


Morgens bin ich mit meinem Radl zum nahegelegenen Supermarkt gefahren, um mich fürs Frühstück zu versorgen – frisch schmeckt das Baguette einfach am besten 😉 Dabei wurde ich sehr nett von dem benachbarten Surfbuden-Mitarbeiter auf mein Gravelbike angesprochen – er fand es wohl toll, soviel habe ich verstanden.
Nach dem Frühstück (und nach dem Blick auf die WetterApp) habe ich dann beschlossen, einen Surfkurs zu machen. Natürlich habe ich beim sympathischen Surfbuden-Mitarbeiter gebucht und überpünktlich am darauffolgenden Tag stand ich bereit für meine erste Surfstunde! Außer mir waren noch weitere Pärchen da – und zwei davon, wie sich schnell herausstellte, ebenfalls aus Deutschland 🙂 Allerdings waren mir die vier zwei Stunden voraus, so dass Theo zuerst uns Neulingen ein bisschen Theorie am Strand beibrachte. Dann gings auch schon mit dem Board ab ins Wasser. Ich hatte gehörigen Respekt vor den Wellen, die an dem Tag allerdings nicht mehr ganz so hoch waren wie zuvor. Als Anfänger bewegt man sich in den weißen Wellen, d.h. im vorderen Bereich. Wir sollten nach hinten gucken, neben dem Board stehen und bei einer geeigneten Welle aufs Board gleiten, Oberkörper aufrichten und dann aufstehen. Klingt theoretisch einfach, praktisch bin ich an dem Tag über Schritt 2 nicht hinausgekommen… Bis ich meinen Oberkörper aufgerichtet und stabilisiert hatte, war ich meistens schon fast am Ufer und die Welle weg, oder ich war mittendrin in der Welle. Oha, so muss sich die Wäsche in der Waschmaschine fühlen – für einen kurzen Augenblick weiß man nicht mehr, wo oben und unten ist. Da heißt es: Ruhe bewahren und keine Panik schieben, nach einem kurzen Augeblick spuckt einen die Welle wieder aus… Aber nach diesen 1,5 Stunden ahnte ich schon, dass es am nächsten Tag Muskelkater geben wird. Außerdem war die Wetterprognose für den darauffolgenden Mittwoch auch nicht so gut, so dass ich beschlossen hatte, die zweite Surfstunde auf das Ende der Woche zu verschieben. Auf dem Rückweg habe ich mich noch sehr nett mit dem einen Pärchen unterhalten – sie waren mit ihrem Wohnwagen auf dem benachbarten Campingplatz, wollten aber eigentlich einen Camper. So habe ich den beiden kurzerhand mein Exemplar gezeigt, als Anregung für zukünftige Investitionen 😉
Am Abend gab es tolles Sonnenuntergangslicht – das habe nicht nur ich genutzt sondern auch ein Hochzeitspaar zum Fotoshooting 🙂











Für den nächsten Tag war ein chilliger Strandtag geplant, aufgrund des Wetters (viel Wind) und des Muskelkaters eine gute Entscheidung. Allerdings sollte mir dieser Tag auch die Freude an weiteren Surfstunden und dem wilden Atlantik zumindest für eine gewisse Zeit nehmen…
Wie immer habe ich zunächst Baghira ausreichend Zeit für die Verdauung gegeben, d.h. vor 13/14 Uhr läuft nicht wirklich viel. Das ist aber nicht so schlimm und eine gute Zeit, um an den Strand zu gehen. An diesem Tag waren die Wellen wieder besonders hoch und besonders schön, meine Surfschule war auch unterwegs und eines der beiden deutschen Pärchen fleißig am Üben. Nachdem ich von einem Erfrischungsgetränk von der Strandbude wieder an meinem Liegeplatz angekommen war, bin ich auf einen Mann aufmerksam geworden, der ca. 150 Meter von mir auf das Meer starrte und gestikulierte. Schnell versammelten sich ca. 10 weitere Menschen und guckten in eine Richtung. Ich konnte allerdings nicht sehen, auf was oder wen sie guckten, da die Wellen an der Stelle besonders hoch waren (ich hatte die STelle von der Strandbude aus fotografiert). Eine Frau fing an, am Strand hin und her zu laufen, offensichtlich auf der Suche nach der Strandaufsicht, die zuvor ca. im 10-Minuten-Takt vorbeigefahren war. Endlich (nach gefühlten 7 oder 8 Minuten) kam der Wagen mit Rettungsschwimmern, die sofort ins Meer gesprungen sind und einen Körper aus den Wellen gefischt haben (anders kann man es leider nicht ausdrücken). Ein anderer hat das Surfboard mit an Land gebracht und sofort haben sie Reanimationsmaßnahmen ergriffen. Ein anderer junger Surfer (der zum Surfen gegangen ist, als ich von der Strandbude zurück kam und quasi mit seinen Leuten fast neben mir gelegen hat) kam zurück und erzählte auf französisch, was er erlebt hat. Ich habe nur soviel verstanden, dass er den Surfer wohl noch im Wasser gesehen hat und ihm Kommandos zugerufen hat, er aber leblos nur hin und her geschleudert ist.
Zwei Minuten nach den Rettungsschwimmern kam der Notarzt und sie haben weitere 10 Minuten reanimiert, bis die Polizei und der der Hubschrauber kam. Bis dahin haben es nur die Leute im näheren Umkreis mitbekommen, dass ein schreckliches Unglück passiert ist. Die Surfer surften weiter, die Schwimmer schwammen weiter bzw. ließen sich von den Wellen an Land spülen und die Sonnenbader sonnten weiter als ob nichts gewesen wäre! Das war eine sehr surreale Situation, erst als der Hubschrauber ankam und landete, änderte sich die Stimmung. Für mich war das der allerspäteste Augenblick, den Strand zu verlassen. Wie ich am anderen Tag herausgefunden habe, handelte es sich um einen 48-jährigen Surfer, der ertrunken ist…
Da war meine Euphorie fürs Surfen und den wilden Atlantik schlagartig erstmal vorbei. Seitdem sehe ich die Wellen mit anderen Augen und habe noch mehr Respekt vor der Urgewalt des Wassers. Wie ich gelesen habe, war das aber nicht das erste und wohl auch nicht das letzte Todesopfer in der Gegend um Biscarosse…
Sehr, sehr beeindruckende Bilder
Ein schöner Erlebniss-Bericht von dem Abenteuer Atlantik. Bei den Fotos kann man fast das rauschen der Wellen hören . Schade das es einen bitteren Eindruck mit dem Unfall des Surfers hinterlassen hat . Aber wie Du sagst ,die Wellen sind “ schön und gefährlich “ wie so vieles im Leben.
Wünsche Euch weiterhin viele schöne Abenteuer und freue mich auf weitere Berichte